Hella Berent

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Hella Berent,
geboren 1948 in Thedinghausen bei Bremen, studierte von 1968 bis 1976 an der Hochschule für Bildende Künste und der Universität in Hamburg. 1977 war sie Mitbegründerin des Künstlerhauses in der Stadt, verließ jedoch unmittelbar danach Hamburg und zog nach Italien (DAAD Stipendium). In ihrem ersten Atelier, der Limonaia der Villa Romana in Florenz, entwickelte sie in ihrer Arbeit die konzeptuelle Installation der Zeichnung, die als Erfahrung vom Volumen des Körpers in das Volumen des Raumes führt. Diesem frühen, schwer zu vermarktenden Format einer Installation folgten Förderungen ihrer Arbeit durch weitere Preise und Stipendien. 1979 starb ihr Vater, sie reiste nach Ägypten, um den Tod zu schauen, zeitgelöst. 1981 ging sie für ein Jahr in die USA, nach New York, und arbeitete die Erfahrungen des extended drawing in space aus. 1984 zeigte sie in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München Zeichnungen und im Kunstforum Maximilianstraße die raumumfassende Installation “Upside Down – Gefühlsstürze oder die Grube des Wunderbaren”. Ein weiteres der Beispiele des begehbaren Werkes war dann u.a. die Installation in der Kunsthalle Hamburg “Der Aufbruch in die Ambivalenz der Augen beim Betrachten”; 1985 erhielt sie das Villa Massimo Stipendium der Deutschen Akademie in Rom, wo sie mehrere Jahre lebte. Ende der 1980er ließ sie sich im Rheinland nieder und schloss sich dem Umfeld der Galerie Erhard Klein an. Seit den 1990er Jahren entwickelte sie in Indien Installationen aus Stein, Einladungen der Goethe Institute in Mumbai und New Delhi sowie der Einladung des Rinpoche der tibetischen Buddhisten in New Delhi folgend. In dieser ihr fremden Kultur entschied sie sich für das Material Stein in ihren Installationen, scharf geschnitten und in Strukturen linear ausgerichtet wie Zeichnungen. In Mumbai begegnete sie Rudolf zur Lippe, Jeet Uberoi und Sudhir Kakar. Aus Indien wird 1995 eine ihrer schwarzen Steinarbeiten “Athanasy – the fire consuming otherness” für die Buddhist Conference im India International Center, New Delhi, als permanente Installation von der Stadt Oldenburg unter dem Titel “Athanatos” übernommen.
Es folgen ausgedehnte Reisen in den Orient, Iran, Ägypten, die Türkei,Vorderasien, Tunesien, Syrien; mit Ausstellungen in Ägypten und in Iran.
Die tiefe Verbindung mit Italien hält sie weiterhin aufrecht, ins Besondere mit der Stadt Neapel, wo sie unter anderem Ausstellungen und Projekte wie z.B. “GREEK FIELD” im Parco Archeologico in Cuma, und eine Spiegelinstallation, “HAVE SUNK” im Castel S. Elmo, durchführte.
In den 1980er Jahren ist die Erfahrung mit der Tiefe der Farbe Schwarz als Materie vorherrschend. Seit den 1990er Jahren konzentriert sie sich auf die Erforschung der Farbe Blau als Materie in Skulpturen, in Büchern und Fotografien.
1998, 2002 und 2008 entwickelt sie im .ekwc, Europäischen Keramikzentrum im niederländischen ’s-Hertogenbosch Skulpturen, sowie 2014 im HEAD-CERCCO (University of Art and Design), Genf, wo sie mit der Entwicklung von Spiegeln aus Porzellan experimentierte. Die Farben Lapislazuli – Kobalt – Türkis dominieren in ihrem skulpturalen Werk. Es entstehen Mauerscheiben aus blau glasierten Steinen, die zugleich in ihrer Hermetik Skulptur, Zeichnung und Aquarell sind. Blaue Mauern und Skulpturen zeigte sie 2001 in Ägypten, 2003 in Köln/Bonn in der Galerie Kunstraum21, 2005 in Oldenburg und 2007 im Museum Of Contemporary Art in Isfahan, 2009 in der Aaran Gallery in Teheran, und 2010 auf der Raketenstation der Insel Hombroich, Neuss.
Dann konzentriert sie sich erneut auf die großformatige Zeichnung, die schon ihr Frühwerk bestimmt hat. Seit den Anfängen ihres Werkes spiegelt sich in den Arbeiten und den sie begleitenden Büchern das Mosaik der Fremde, verarbeitet das Sehen in den Kulturen als aufgeschlagene Zeit. 2010/11 zeigte sie Künstlerbücher in der Kunst – und Museumsbibliothek in Köln, “Hella Berent 1977 – 2010 Künstlerbücher TANK OF TIME Gedanken Korridore Gefühle Transition Of Time”; 2012 bei Fine Art Books, Stefan Schuelke, Köln. “BOOK Space TANK OF TIME Künstlerbücher 1977 – 2013”, und 2014 in der Landesbibliothek der Stadt Oldenburg, “Hella Berent 1977 – 2014 Künstlerbücher TIME CAPSULE”.
2015 entwickelt sie, eingeladen von LAND ART CAMPI FLEGREI, in der Umgebung von Neapel, in den Campi Flegrei, (griech. brennende Felder), auf einer riesigen Magmakammer die Installation BREATHING HOLES FOR EASING EARTH; dreißig quadratisch eiserne Atmungslöcher für die Erde in die Erde gesetzt, zur Entlastung ihres Spannungsdrucks.

Hella Berent erhielt Gastlehraufträge in Hamburg, Genf, Kairo, Dhaka, Trondheim und Gastprofessuren an der Sommerakademie Salzburg, hielt Vorträge und Lesungen.
Im Zentrum ihrer künstlerischen Tätigkeit steht die konzeptuelle Poesie, realisiert in Wand-Zeichnungen, Pinsel – Zeichnungen, in Skulpturen, Stein – Konstruktionen, Installationen sowie Fotografie und Video.

Hella Berent lebt und arbeitet in Köln, Berlin und andernorts.